Startseite » Ratgeber » Karies bei Kindern: So beugen Eltern effektiv vor
Kinderkaries ist ein Problem, das viele Eltern beschäftigt und häufig schon im jungen Kindesalter zum Thema wird. So kam eine Studie der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e.V. zu dem Ergebnis, dass bei 10 % der Kinder im Alter von drei Jahren die Notwendigkeit für eine entsprechende Behandlung beim Zahnarzt gegeben war. In diesem Beitrag erklären wir, welche Ursachen hinter Karies bei Kleinkindern und Kindern stecken und woran die Zahnerkrankung zu erkennen ist. Außerdem geben wir Eltern Tipps an die Hand, die sie dabei unterstützen, die Zähne ihrer Kinder vor Karies zu schützen.
Sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern sind Bakterien im Mundraum die “Übeltäter”, die Karies hervorrufen. Diese Kariesbakterien ernähren sich von Zucker aus Speiseresten und Zahnbelag im Mund. Wenn die Bakterien den Zucker verstoffwechseln, entstehen Säuren, die den Zahnschmelz – also die äußerste schützende Schicht der Zähne – angreifen.
Auf diese Weise wird der Zahnschmelz nach und nach geschwächt. Je poröser er wird, desto leichter können Bakterien tiefer in den Zahn vordringen und dort größeren Schaden anrichten. Die Folge sind Löcher, die nicht “nur” die Stabilität der Zähne beeinträchtigen, sondern auch Zahnschmerzen verursachen und demnach eine Behandlung erforderlich machen. Denn in diesem Stadium kann sich die Zahnsubstanz nicht mehr ohne Weiteres erholen. Ganz im Gegenteil: Ist die Zahnfäule erst einmal so weit vorangeschritten, dass Löcher auftreten, ist davon auszugehen, dass sich diese ohne Behandlung immer weiter vergrößern. Der Zahnarzt muss bohren, um den Zahn von der von Karies befallenen Substanz zu befreien, damit sich die Problematik nicht verschlimmert.
Mit dem Wissen zur Entstehung von Karies bei Kindern im Gepäck, erschließen sich die häufigsten Ursachen für Kinderkaries fast von selbst. Der Hauptgrund für Karies bei Kindern ist eine mangelnde Zahnpflege. Werden die Zähne nicht regelmäßig von Ablagerungen aus Speisen und Getränken befreit, bildet sich Zahnbelag, der sich verhärtet und mit der Zeit immer hartnäckiger am Zahn haftet. Eine unzureichende Zahn- und Mundhygiene sorgt also dafür, dass die Kariesbakterien reichlich Nahrung zur Verfügung haben.
Bei Kindern erhöht sich das Kariesrisiko zusätzlich dadurch, dass der Zahnschmelz der Milchzähne verglichen mit den bleibenden Zähnen dünner ist. Die Säuren aus den Stoffwechselprozessen der Kariesbakterien können Kinderzähne also wesentlich schneller beschädigen. Hinzu kommt, dass Zähneputzen nicht unbedingt zu den Lieblingsbeschäftigungen vieler Kinder gehört. Entsprechend wird die tägliche Zahnpflege oft nicht gründlich genug durchgeführt. Dann kommen reichlich Zahnbelag und angreifbare Milchzähne zusammen und die Bakterien haben leichtes Spiel.
Bei Babys und kleinen Kindern, die zuckerhaltige Getränke aus Fläschchen trinken, sind übrigens besonders häufig die Frontzähne von Karies betroffen. Logisch, immerhin sind diese Zähne beim Nuckeln über lange Zeiträume hinweg kontinuierlich mit dem zuckrigen Getränk in Kontakt.
Wie bei allen Gefahren für die Zahngesundheit gilt auch bei Milchzahnkaries: Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto leichter lässt sie sich behandeln. Deshalb sollten Eltern wachsam sein und nicht erst reagieren, wenn bereits auffällig große Löcher entstanden sind. Diese Anzeichen können darauf hinweisen, dass Karies im frühen Stadium vorliegt:
Raue Stellen auf den Zahnoberflächen
Helle Flecken auf den Zähnen
Zahnfleischbluten und Zahnfleischentzündungen
Beschwerden über empfindliche Zähne, vor allem beim Zähneputzen und beim Konsum warmer oder kalter Speisen und Getränke
Dunkle Verfärbungen, insbesondere in den Zahnzwischenräumen und auf den Kauflächen
Damit diese frühen Symptome nicht unentdeckt bleiben, sollten Eltern die Milchzähne regelmäßig genau in Augenschein nehmen und die Verantwortung für die Zahngesundheit nicht gänzlich dem Nachwuchs überlassen. Fallen Anzeichen, die auf Karies hindeuten können, auf, kann dann frühzeitig ein Zahnarzt aufgesucht und bei Bedarf eine Behandlung durchgeführt werden, die das Kariesproblem im Keim erstickt.
Wie bereits besprochen, erhöht sich das Kariesrisiko bei Kindern dadurch, dass der Zahnschmelz der Milchzähne dünner ausfällt als bei den bleibenden Zähnen. Und auch im Hinblick auf die Folgen von Karies gibt es Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen.
Sowohl bei Milchzähnen als auch bei den bleibenden Zähnen führt Karies unbehandelt zu Löchern, die sich durch das Zahnbein bis zum Zahnmark ausweiten können und Zahnschmerzen verursachen. Wird zu lange auf eine Karies-Behandlung verzichtet, kann der Zahn unter Umständen so schwer geschädigt sein, dass er nicht mehr erhalten werden kann.
Der Zahnverlust ist zwar auch bei Erwachsenen ein echtes “Worst-Case-Szenario”, bringt bei Kleinkindern und Kindern aber weitreichendere Konsequenzen mit sich. Denn der Kieferknochen ist bei ihnen noch voll im Wachstum. Fehlen nun Zähne, kommt es zu ungleichmäßigen Fehlbelastungen, wodurch sich der Kieferknochen abweichend von der Norm entwickelt. Daraus resultieren wiederum Fehlstellungen des Kiefers und Bissverschiebungen bei den später durchbrechenden bleibenden Zähnen.
Nicht zu vergessen ist zudem, dass die Zähne beim Erlernen des Sprechens eine wichtige Rolle spielen. Auch die Sprachentwicklung von Kindern kann folglich in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn der Zahngesundheit und der Vorbeugung von Karies nicht die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Die gute Nachricht für alle Eltern lautet: Eine sinnvolle, effektive Kariesprophylaxe ist kein “Hexenwerk”. Wer weiß, worauf es ankommt, kann im Alltag wirkungsvolle Maßnahmen ergreifen, um Karies bei Kindern entgegenzuwirken. Unsere Tipps zur Zahnhygiene und Zahnpflege zeigen, worauf zu achten ist:
Während Eltern das Zähneputzen für Säuglinge und Babys übernehmen, können Kleinkinder quasi ab dem Moment, in dem sie eine Zahnbürste halten und einigermaßen kontrolliert bewegen können, in die tägliche Zahnpflege eingebunden werden. Um die Motivation hoch zu halten, empfiehlt sich eine spielerische Herangehensweise, zum Beispiel mit einem “Zahnputzsong”, der beim Putzen abgespielt wird, oder einer kurzen Zahnputz-Geschichte.
Idealerweise nehmen sich Eltern von Anfang an die Zeit, ihrem Kind in einfachen Worten eine simple Zahnputztechnik beizubringen. Gut geeignet ist die KAI-Technik, bei der zuerst die Kauflächen, dann die Zahnaußenflächen und schließlich die Innenseiten der Zähne gesäubert werden.
Damit das Zähneputzen schnell zur Gewohnheit wird, sollte eine Zahnputzroutine etabliert werden. Die Zahnpflege sollte täglich mindestens zwei Mal zu denselben Zeitpunkten stattfinden. Das hilft Kindern dabei, die Pflege ihrer Zähne als festen Bestandteil des Tages zu akzeptieren und zügig als Selbstverständlichkeit wahrzunehmen.
Putzt das Kind jeden Zahn oder vergisst es eine ganze Zahnreihe? Benutzt es Zahnpasta? Lässt es sich beim Putzen Zeit und geht gründlich vor oder putzt es nachlässig, um möglichst schnell fertig zu werden? Diese Dinge sollten Eltern nicht dem Zufall überlassen, sondern überprüfen. Grundsätzlich empfiehlt es sich sogar, Kleinkindern sowie Kindern im Kindergarten- und Vorschulalter täglich bei der Mundhygiene über die Schulter zu schauen, um sicherzustellen, dass die Milchzähne tatsächlich korrekt gepflegt werden.
Mehr noch: Oft ist es nötig, nochmal nach zu putzen und selbst einen Teil zur Säuberung der Zähne beizutragen. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass die motorischen Fähigkeiten von Kleinkindern und jüngeren Kindergartenkindern für eine wirklich gründliche Reinigung der Zähne noch nicht weit genug entwickelt sind.
Das Putzen mit Zahnbürste und Zahnpasta ist ein guter Anfang, um Karies bei Kindern vorzubeugen. Doch es gibt “Schwachstellen” im Mund, die mit der Zahnbürste nur unzureichend gesäubert werden können. Die Rede ist von den Zahnzwischenräumen, in denen sich Reste von Speisen und Getränken besonders leicht verstecken können – ein Paradies für Bakterien, die Karies verursachen. Aus diesem Grund sollte zusätzlich Zahnseide oder Interdentalbürsten verwendet werden. Auch diesen Schritt in der Zahnpflegeroutine können Kinder je nach Entwicklungsstand selbst übernehmen, wobei sie sich in der Handhabung mit Zahnseidesticks oder Interdentalbürsten leichter tun als mit der klassischen Rolle Zahnseide.
Am besten verzichten Eltern gänzlich darauf, ihren Kindern zuckerhaltige Getränke aus Fläschchen zum Nuckeln anzubieten. Die gesunde Alternative sind milde, ungesüßte Tees und Wasser. Hier gilt: Was schmeckt und gerne angenommen wird, ist oft Gewohnheitssache. Um Karies bei Kindern vorzubeugen, ohne endlose Diskussionen führen und Konflikte ausstehen zu müssen, sollte idealerweise erst gar nicht damit angefangen werden, Kindern zuckrige Getränke im Fläschchen zu servieren.
Ein weiterer Baustein in der Prävention von Karies bei Kindern ist die Versorgung mit Fluorid und Vitamin D zur Stärkung des Zahnschmelzes. Hiermit sollte laut Experten schon in der zweiten Lebenswoche begonnen werden. Beliebt sind Tabletten, die beide Stoffe enthalten, alternativ kann aber auch mit Vitamin-D-Tabletten und fluoridhaltiger Zahnpasta gearbeitet werden.
Wichtig: Eine Überversorgung mit Fluorid führt zur sogenannten Zahnfluorose. Diese ist harmlos, geht aber mit fleckigen Verfärbungen auf den Zähnen einher. Deshalb sollte davon abgesehen werden, Fluorid-Tabletten und fluoridhaltige Zahncremes zu kombinieren, zumal Kinder beim Putzen mehr Zahnpasta verschlucken als Erwachsene.
Möchte man das Risiko für Karies bei Kindern über die Zahnpflege hinaus weiter reduzieren, darf die richtige Ernährung nicht außer Acht gelassen werden. Stark zuckerhaltige Lebensmittel – insbesondere solche, die kleben und krümeln – sollten eher die Ausnahme auf dem Speiseplan darstellen. Gemeint sind hier zum Beispiel Kaubonbons, weiche Fruchtriegel, Fruchtgummis, Honig, Kekse und Chips. Selbiges gilt für (dick-)flüssige Nahrungsmittel mit hohem Anteil an Zucker oder Säuren, also beispielsweise “Quetschies”, Fruchtsäfte und Limonaden.
Wichtig zu wissen: Nach dem Konsum von Lebensmitteln mit viel Säure sollte etwa 30 Minuten mit dem Zähneputzen gewartet werden. Der Grund? Diese Zeit braucht der Speichel, um die Säuren zu neutralisieren. Wird voreilig geputzt, arbeitet man die Säuren mit der Bürste in den Zahnschmelz ein, was natürlich nicht im Sinne der Prävention von Karies bei Kindern ist.
Einer der vielleicht wichtigsten Tipps zum Vorbeugen von Milchzahnkaries lautet: Früherkennungsuntersuchungen beim Zahnarzt durchführen lassen. Der erste Gang zum Zahnarzt sollte stattfinden, wenn das Kind den ersten Zahn bekommen hat. Die beiden folgenden Untersuchungen sind in den Zeiträumen zwischen dem 10. und 20. und dem 21. und 33. Lebensmonat vorgesehen. Ergänzt wird das “Vorsorgeprogramm” durch drei weitere Untersuchungen für Kinder zwischen 2,5 und 6 Jahren.
Treten zwischen diesen Untersuchungen Probleme auf, besteht der Verdacht auf Karies bei Kindern, stellen sich Fragen zur Zahngesundheit oder werden Tipps zur richtigen Zahnpflege benötigt, sollten Eltern sich nicht scheuen, sich ebenfalls an den Zahnarzt zu wenden. Genau wie bei Erwachsenen gilt das Motto: Vorsicht ist besser als Nachsicht.
Karies bei Kindern vorzubeugen ist keine Aufgabe, die man erledigen und dann abhaken kann. Vielmehr bedarf es täglicher Bemühungen, um die Kinderzähne gesund zu halten. Die wichtigsten Komponenten zur Prävention von Karies sind das tägliche Zähneputzen, die Versorgung mit Fluorid und Vitamin D sowie eine zahngesunde Ernährung.
Ja, Karies kann entstehen, sobald der erste Zahn im Kindermund zu sehen ist.
Teilweise hält sich die Ansicht, Karies sei bei Milchzähnen mehr oder weniger unproblematisch, da diese ohnehin von den bleibenden Zähnen ersetzt werden. Das ist natürlich vollkommen falsch. Karies führt zu Löchern, zu Zahnschmerzen und im schlimmsten Fall zu einem Zahnverlust, der sowohl das Kieferwachstum als auch die Sprachentwicklung beeinträchtigt. Karies bei Kindern ist also ein ernstzunehmendes Problem, dem auf jeden Fall entgegengewirkt werden muss.
Hauptverantwortlich für Karies sind die Bakterien Streptococcus mutans und Lactobacillus.
Autor:
Dr. Maximilian Dörfler
Dr. Dörfler ist im Bamberger Sandgebiet aufgewachsen, hat sein Zahnmedizinstudium in Regensburg absolviert und anschließend an verschiedenen Orten, darunter auch im Universitätsklinikum Regensburg, gearbeitet. Nach einer prägenden Weiterbildung zum Fachzahnarzt für Oralchirurgie erfüllt er nun seinen Traum mit der Eröffnung der Praxis "Mundhandwerk", in der er modernste Zahnmedizin in angenehmer Atmosphäre anbietet, insbesondere im Bereich Implantologie und Knochenaufbau.