Startseite » Ratgeber » Kinder und Zahnarztangst: Wie Eltern helfen können
Für Kinder ist der regelmäßige Besuch beim Zahnarzt nicht weniger wichtig wie für Erwachsene. Ganz im Gegenteil: Milchzähne sind anfälliger für Karies als das bleibende Gebiss, weshalb der Kariesprävention und gegebenenfalls der frühzeitigen Entdeckung und Behandlung kariöser Zähne größte Bedeutung beizumessen ist. Leider ist der Gang zum Zahnarzt für viele Kinder mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend verbunden. Nicht wenige entwickeln sogar eine Zahnarztangst, sodass jeder anstehende Termin zur Belastung wird.
Die gute Nachricht: Eltern können Kinder dabei unterstützen, die Angst vor dem Zahnarzt zu überwinden, damit sich dieses Problem möglichst nicht ins Jugend- und Erwachsenenalter überträgt. Nachfolgend geben wir Eltern Praxistipps zum Umgang mit kleinen Angstpatienten an die Hand und erklären, worauf bei der Wahl einer Zahnarztpraxis für die Behandlung von Kindern zu achten ist.
Jedes Kind sollte regelmäßig einem Zahnarzt vorgestellt werden, und zwar schon ab dem Zeitpunkt, zu dem der erste Zahn zum Vorschein kommt. Üblich sind fünf zusätzliche Früherkennungsuntersuchungen:
Zwischen dem 10. und dem 20. Lebensmonat
Zwischen dem 21. und dem 33. Lebensmonat
Drei weitere Untersuchungen im Abstand von mindestens 12 Monaten (U7 bis U9, vor dem sechsten Geburtstag)
Ab dem sechsten Lebensjahr – also ungefähr ab dem Zeitpunkt, zu dem bei den meisten Kindern der Zahnwechsel beginnt – sind halbjährliche Zahnarztbesuche vorgesehen.
Wie eingangs erwähnt, ist der Zahnarzttermin für Kinder genau wie für Erwachsene nicht nur eine Möglichkeit, sondern eine Notwendigkeit. Im Rahmen der Kontrolltermine stehen in aller Regel diese Aspekte im Mittelpunkt:
Untersuchung von Zähnen und Mundraum
Kariesrisiko-Einschätzung
Aussprache von Empfehlungen zur Fluoridierung der Zähne (weitere Informationen in unserem Beitrag “Fluorid: Warum es wichtig für die Zahngesundheit ist”)
Besprechung anderer Maßnahmen zur Kariesprävention sowie genereller Tipps zur Zahn- und Mundhygiene bei Kindern
Bei Bedarf: Behandlung kariöser Zähne und Versiegelung von Fissuren
Während Zahnärzte beziehungsweise Zahnärztinnen beim Milchgebiss vordergründig Kariesprophylaxe betreiben, spielt später auch die Überwachung des Zahnwechsels und der Entwicklung des bleibenden Gebisses eine zentrale Rolle. Der Termin in der Praxis dient dann auch der Früherkennung etwaiger Fehlstellungen, die eine kieferorthopädische Behandlung der Zähne erforderlich machen.
Wenn der Zahnarzttermin für Kinder mit Angst verbunden ist, führt dies häufig zu schlaflosen Nächten, Diskussionen, Tränen und Eltern, die nicht so recht wissen, wie sie ihrem Kind helfen können. Im Folgenden möchten wir einige Praxistipps und Vorschläge zum Umgang mit Zahnarztangst bei Kindern besprechen:
Das A und O ist das Finden von Zahnärzten beziehungsweise Zahnärztinnen, die sich sowohl fachlich mit der Kinderzahnheilkunde auskennen als auch auf menschlicher Ebene adäquat mit den kleinen Patienten und Patientinnen umzugehen wissen. Wie Sie die “richtige” Zahnarztpraxis für Ihr Kind finden, erläutern wir im weiteren Verlauf dieses Beitrags ausführlich.
An dieser Stelle sei nur so viel gesagt: Bereits eine schlechte Erfahrung kann dazu führen, dass sich die Angst vor dem Zahnarzt durch die ganze Kindheit und unter Umständen durch das gesamte Leben zieht. Deshalb ist die Wahl einer guten Praxis für jedes Kind – nicht nur für diejenigen, die bereits von Ängsten geplagt sind – enorm wichtig.
Oftmals neigen Eltern von Kindern, welche Angst vor dem Zahnarzt haben, dazu, das Thema so gut es geht zu meiden und erst möglichst kurz vor dem Termin anzusprechen. Zumeist ist dieses Vorgehen eher kontraproduktiv. Es besteht die Gefahr, dass sich das Kind regelrecht “überfallen” fühlt und mit der kurzfristigen Konfrontation mit dem angstbesetzen Thema komplett überfordert ist.
Besser ist es, die Thematik kindgerecht im Alltag aufzugreifen, sodass sich das Kind damit auseinandersetzen kann, ohne dass direkt ein Zahnarztbesuch stattfindet. Es gibt zahlreiche Bücher, Hörspiele und Videos, die sich mit der Zahngesundheit, der Behandlung beim Zahnarzt und der Angst vor der Zahnbehandlung befassen. Zumeist verbinden solche Produkte altersgerecht aufbereitete informative Inhalte mit einer spannenden Geschichte, durch die der Spaß-Faktor nicht zu kurz kommt.
Da die meisten Kinder gerne Rollenspiele spielen, bietet es sich außerdem an, den Zahnarztbesuch hier zu integrieren. Lassen Sie Ihr Kind wählen, ob es zuerst in die Rolle des Patienten beziehungsweise der Patientin schlüpfen oder sich als Zahnarzt beziehungsweise Zahnärztin ausprobieren möchte, und spielen Sie ganz ungezwungen einen Besuch beim Kinderzahnarzt nach. So kann Ihr Kind in sicherer Umgebung und mit Ihnen als Vertrauensperson an seiner Seite erste Erfahrungen in der simulierten Situation sammeln, die damit zusammenhängenden Emotionen kindgerecht verarbeiten und sich seiner Angst in einer Art “Trockenübung” stellen.
Kinderzahnarztpraxen und Praxen, die sich um die Mundgesundheit von Menschen jeden Alters kümmern, sind nach Absprache oft bereit, Kennenlerntermine anzusetzen. Dabei handelt es sich um Termine, während derer weder eine Untersuchung noch eine Behandlung stattfindet.
Stattdessen können sich Patient / Patientin und Zahnarzt / Zahnärztin ohne Druck einen ersten Eindruck voneinander verschaffen. Das Kind kann sich in Ruhe in der Praxis umsehen, sich an die Umgebung gewöhnen, Fragen stellen und vielleicht auch schon einmal probeweise auf dem Behandlungsstuhl platznehmen. Dadurch sind ihm Praxis, Team und Zahnarzt beim “richtigen” Behandlungstermin nicht mehr fremd und die Hemmschwelle sinkt.
Im Zuge des Kennenlerntermins kann es sinnvoll sein, direkt ein Stoppsignal oder Pausenzeichen mit dem Kinderzahnarzt zu vereinbaren. Gemeint ist damit ein Zeichen, mit dem das Kind dem Zahnarzt beziehungsweise der Zahnärztin während der Behandlung mitteilen kann, dass es eine Unterbrechung wünscht.
Diese Maßnahme ist für Kinder häufig eine große Hilfe, da sie dadurch das Gefühl haben, die Kontrolle über das, was mit ihnen passiert, zu behalten, und der Situation nicht ausgeliefert zu sein. Wichtig: Worte oder Geräusche sind als Stoppsignal ungeeignet, da das Sprechen während der laufenden Behandlung in vielen Fällen nicht möglich ist. Stattdessen kommen beispielsweise diese Signale infrage:
Klopfen mit der flachen Hand auf den Oberschenkel
Heben der linken oder rechten Hand
Wiederholtes Öffnen und Schließen einer Hand
Ergänzend zum Kennenlerntermin können Sie Ihr Kind bitten, Sie zu Ihrem eigenen Zahnarzttermin zu begleiten. Als Zuschauer darf es beobachten, wie Sie sich völlig angstfrei in die Hände des Spezialisten begeben, und kann sich je nach Gegebenheiten live versichern, dass die Behandlungsmethoden für Sie nicht mit Schmerzen verbunden sind. In vielen Fällen schmälern solche Erfahrungen in der Rolle des Beobachters die Furcht bereits deutlich.
Trotz bester Vorbereitung, einer “guten Adresse” und vorherigem Kennenlernen der Zahnärztin / des Zahnarztes wird Ihr Kind am Tag des Zahnarztbesuchs vermutlich aufgeregt sein und mit seiner Angst zu kämpfen haben. Unter diesen Umständen vergeht die Zeit im Wartezimmer zäh wie Kaugummi. Damit Ihr Kind nicht angespannt auf einem Stuhl sitzen und über den bevorstehenden Termin nachdenken muss, wodurch sich die Angst erfahrungsgemäß von Minute zu Minute vergrößert, sollten Sie für Ablenkung und einen netten Zeitvertreib sorgen.
Bringen Sie Spielzeug mit in die Praxis oder begeben Sie sich mit Ihrem Kind in den Spiel-Bereich, wie es ihn beim Kinderzahnarzt und meist auch beim “normalen” Zahnarzt gibt. Je nachdem, wie Sie den Medienkonsum in Ihrer Familie handhaben, können Sie Ihr Kind auch eine Folge seiner Lieblingsserie auf einem Tablet ansehen oder ein altersgerechtes Spiel auf dem Smartphone spielen lassen. Die Hauptsache ist, dass es die Wartezeit nicht damit verbringt, sich in seine Angst hineinzusteigern.
Planen Sie unbedingt ausreichend Zeit für den Termin ein. Denn: Das Letzte, was Sie beim Zahnarzttermin mit einem kleinen Angstpatienten brauchen, ist Zeitdruck. Seien Sie frühzeitig vor Ort, sodass gegebenenfalls noch Zeit bleibt, um ein paar Minuten an der frischen Luft durchzuatmen oder nochmals zur Toilette zu gehen, und halten Sie sich die Stunde nach dem Termin vorsorglich frei. Dann geraten Sie auch dann nicht in Stress, wenn sich die Behandlung aufgrund von Ihrem Kind eingeforderter Unterbrechungen verzögern sollte.
Trotz allen Verständnisses und Mitgefühls für Ihr Kind, sollten Sie sich nicht dazu hinreißen lassen, den Termin in der Kinderzahnarztpraxis zu verschieben – erst recht nicht auf unbestimmte Zeit. Der Aufschub wird die Angst Ihres Kindes nicht lindern, sondern lediglich auf ein anderes Datum übertragen. Erklären Sie Ihrem Kind in verständlichen Worten, warum der Zahnarztbesuch zwingend sein muss, und machen Sie deutlich, dass ein Verschieben keine Option ist.
Setzen Sie dem Gefühl der Angst eine ordentliche Portion Vorfreude entgegen, indem Sie sich nach der Zahnarztuntersuchung etwas richtig Schönes vornehmen. Planen Sie diese positive Aktivität gerne gemeinsam mit Ihrem Kind und fragen Sie es, was es gerne unternehmen würde. Möchte es ein Eis essen gehen, einen Abstecher in den Streichelzoo machen oder vielleicht einen Freund besuchen? Mit der Aussicht auf eine spaßige Zeit lässt sich der Mut für den Zahnarztbesuch oft leichter aufbringen.
Der vielleicht wichtigste Tipp für Eltern von Kindern mit Zahnarztangst lautet: Bleiben Sie selbst gelassen. Das ist mit einem ängstlichen, angespannten Kind im Schlepptau natürlich leichter gesagt als getan. Halten Sie sich dennoch vor Augen, dass Ihr Kind sich an Ihnen orientiert und Ihnen anmerkt, mit welcher Einstellung Sie die Situation in Angriff nehmen. Es macht einen großen Unterschied, ob Sie gehetzt und voller Sorge, Ihr Kind könnte die Untersuchung boykottieren, in die Praxis eilen oder den Termin mit Ruhe und Gelassenheit auf sich zukommen lassen.
Nicht jeder Zahnarzt, der Kompetenz in der Kinderzahnmedizin mitbringt, ist auch in Sachen Angst ein guter Ansprechpartner. Um Kinderzahnärzte / Kinderzahnärztinnen auszuwählen, bei denen Ihr Kind mit seiner Zahnarztangst gut aufgehoben ist, sollten Sie diese Kriterien ansetzen:
Erfahrung mit Patienten mit Zahnarztangst
Sensibilität für das spezifische Problem
“Gutes Händchen” für Kinder
Empathischer Umgang
Kinderfreundliches Team
Angenehme Atmosphäre in den Praxisräumen
Fragen Sie Ihr Kind vorab, ob es sich lieber von einem Mann oder einer Frau behandeln lassen würde. Während das Geschlecht für manche Kinder keine Rolle spielt, bevorzugen andere ganz klar eine Kinderzahnärztin oder eben einen Kinderzahnarzt. Werfen Sie außerdem einen Blick auf die Google-Bewertungen der infrage kommenden Praxen und lesen Sie sich nach Möglichkeit Erfahrungsberichte von Patienten durch.
Sollte sich die Suche schwierig gestalten, lohnt es sich, zu überlegen, weitere Anfahrtswege in Kauf zu nehmen. Schließlich finden Zahnarztbesuche abgesehen von akuten Fällen planbar und lediglich zwei Mal pro Jahr statt, sodass es durchaus Sinn ergeben kann, für einen guten Kinderzahnarzt einen etwas weiteren Weg auf sich zu nehmen.
Bekommen Kinder mit Zahnarztangst keine adäquate Hilfe, leidet auf Dauer die Zahngesundheit. Deshalb ist es wichtig, dass sich Eltern dem Thema annehmen und Möglichkeiten finden, das Gefühl der Angst bei Ihrem Kind nach und nach abzubauen. Dabei arbeiten sie am besten Hand in Hand mit einem Zahnarzt, der empathisch auf die kleinen Patienten und deren Sorgen eingeht.
Bei Mundhandwerk nehmen wir uns Kindern mit Zahnarztangst mit Feingefühl an und verfolgen das Ziel, mit positiven Erfahrungen zum Besiegen der Ängste beizutragen. Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf – entweder über das Kontaktformular oder telefonisch während unserer Sprechzeiten.
Hinter der Zahnarztangst bei Kindern stecken oft diese Ursachen:
Unangenehme oder schmerzhafte Erfahrungen
“Fremdeln” und Schwierigkeiten im Umgang mit ihnen unbekannten Menschen
Furcht vor dem Neuen und der Ungewissheit, was das Kind bei der Behandlung erwartet
Fehlende Informationen und falsche Vorstellungen von den Anwendungen und Methoden beim Zahnarzt (z.B. Angst vor riesigen Bohrern oder dem Ziehen von Zähnen)
Scham aufgrund mangelnder Mundhygiene
Übertragung der Ängste der Eltern auf die Kinder
Eine stark ausgeprägte Zahnarztangst wird als Zahnarztphobie bezeichnet. Betroffene fühlen sich angesichts einer Zahnarztbehandlung nicht “nur” ängstlich und nervös, sondern verspüren blanke Panik, erleiden nicht selten Panikattacken und nehmen die Angst oft selbst als irrational wahr, ohne jedoch etwas dagegen tun zu können.
Lachgas wirkt angstlösend und kann bei Kindern eingesetzt werden, um die Zahnarztbehandlung zu erleichtern. Alternativ können bei entsprechender Indikation spezielle Beruhigungsmittel zur Sedierung herangezogen werden. In schweren Fällen kann zudem über eine Vollnarkose nachgedacht werden. Auf diese letzte Option greift der Kinderzahnarzt jedoch nur dann zurück, wenn alle anderen Mittel ausgeschöpft sind.
In der “normalen” Zahnarztpraxis werden Menschen jeder Altersklasse behandelt, während sich der Kinderzahnarzt auf die Behandlung von Kindern spezialisiert hat.
Nein, der Zahnarzt beziehungsweise die Zahnärztin muss nicht zwingend ein Kinderzahnarzt sein. Grundsätzlich kennt sich jeder Zahnarzt mit Kinderzahnmedizin aus und kann sich folglich um die Zahngesundheit Ihres Kindes kümmern.
Autor:
Dr. Maximilian Dörfler
Dr. Dörfler ist im Bamberger Sandgebiet aufgewachsen, hat sein Zahnmedizinstudium in Regensburg absolviert und anschließend an verschiedenen Orten, darunter auch im Universitätsklinikum Regensburg, gearbeitet. Nach einer prägenden Weiterbildung zum Fachzahnarzt für Oralchirurgie erfüllt er nun seinen Traum mit der Eröffnung der Praxis "Mundhandwerk", in der er modernste Zahnmedizin in angenehmer Atmosphäre anbietet, insbesondere im Bereich Implantologie und Knochenaufbau.